Im Jahr 2021 wurden über 1 Million verordnete Arzneimittel im Nacht- und Notdienst zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherungen abgegeben.
01.11.2022 - Berlin Gradl G
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Nicht immer ist es möglich, dass sich Patientinnen und Patienten dringend benötigte Arzneimittel in den regulären Öffnungszeiten der Apotheken besorgen können. Die Apothekerkammern haben für diese Fälle einen regional organisierten Notdienst eingerichtet. In jedem Notdienstkreis steht mindestens eine dienstbereite Notdienst-Apotheke zur Verfügung. So waren im Jahr 2021 jede Nacht etwa 1.200 der rund 18.500 öffentlichen Apotheken in Deutschland wechselnd im Einsatz, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln rund um die Uhr zu gewährleisten [1, 2]. Die Dringlichkeit kann auf den Rezepten der gesetzlichen Krankenversicherung kenntlich gemacht und daraufhin von den Apotheken gemäß § 6 Arzneimittelpreisverordnung eine Notdienstgebühr abgerechnet werden. Anhand dieser Notdienstgebühr sind die entsprechenden Rezepte in den Rezeptabrechnungsdaten, die dem Deutschen Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) zur Verfügung stehen, erkennbar.
Das DAPI hat untersucht, wie viele verschreibungspflichtige (Rx) und nicht verschreibungspflichtige (Non-Rx) Arzneimittel zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen im Jahr 2021 im Nacht- und Notdienst abgegeben wurden (siehe Tabelle). Im Detail wurden die 10 Wirkstoffe betrachtet, die in beiden Kategorien am häufigsten vorkamen. Die meisten Packungen wurden in beiden Kategorien bei den Schmerzmitteln verordnet: Ibuprofen (74 Tsd. Packungen Rx, 69 Tsd. Packungen Non-Rx) war der am häufigsten verordnete Wirkstoff in beiden Kategorien, gefolgt von Metamizol (71 Tsd. Packungen Rx) bzw. Paracetamol (36 Tsd. Non-Rx). Bei den Rx-Arzneimitteln herrschten danach Antibiotika wie Amoxicillin (61 Tsd. Packungen), Amoxicillin und Beta-Lactamase-Inhibitor (41 Tsd. Packungen), Cefuroxim (28 Tsd. Packungen), Ofloxacin (26 Tsd. Packungen), Clindamycin (19 Tsd. Packungen) und Fosfomycin (19 Tsd. Packungen) vor. Ferner spielten in dieser Kategorie der Magensäureblocker Pantoprazol (28 Tsd. Packungen) und Salbutamol (18 Tsd. Packungen), ein Mittel bei obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma, eine führende Rolle. 
Bei den Non-Rx Arzneimitteln wurden nach den Schmerzmitteln häufig Mittel verordnet, die bei Erkältungskrankheiten zum Einsatz kommen, wie z. B. Nasensprays oder -tropfen mit den Wirkstoffen Xylometazolin (34 Tsd. Packungen) oder Oxymetazolin (9 Tsd. Packungen) und Expektoranzien wie Hustensäfte mit Efeublätterextrakten (8 Tsd. Packungen) oder Ambroxol (6 Tsd. Packungen). Weiterhin wurden Arzneimittel zur Behandlung von Übelkeit/Erbrechen mit Diphenhydramin (10 Tsd. Packungen), das Antihistaminikum Dimetinden (6 Tsd. Packungen) und Arzneimittel mit Elektrolyten zur Anwendung bei akutem Durchfall (6 Tsd. Packungen) benötigt.
Die Analyse zeigt, wie wichtig das Angebot des Nacht- und Notdienstes der Apotheken ist, um den Patientinnen und Patienten bei akuten Erkrankungen umgehend zu helfen.


[1]   ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., Faktenblatt Nacht- und Notdienst, www.abda.de/apotheke-in-deutschland/was-apotheken-leisten/immer-erreichbar-sein/nacht-und-notdienst/, Juni 2022, letzter Zugriff 19.09.2022
[2]    ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., Die Apotheke: Zahlen Daten Fakten 2022, www.abda.de/aktuelles-und-presse/publikationen/detail/die-apotheke-zahlen-daten-fakten-2022/, 3. Juni 2022, letzter Zugriff 19.09.2022