Hepatitis C gehört zu den häufigsten chronisch verlaufenden Infektionserkrankungen der Welt [1]. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für eine Leberzirrhose und ist damit auch mit einem hohen Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms assoziiert [1]. Für ihre Behandlung standen längere Zeit nur Ribavirin und Peginterferon alfa und seit dem Jahr 2011 auch direkt antivirale Agentien (DAA) zur Verfügung [2,3].
Aktuell gibt es neben diversen genotyp-spezifischen Therapieregimen für die chronische Hepatitis C auch pangenotypische Regime von beispielsweise Glecaprevir plus Pibrentasvir oder Velpatasvir plus Sofosbuvir. Mit letzteren lässt sich bereits innerhalb von acht bis zwölf Wochen ein anhaltendes virologisches Ansprechen erreichen [2]. Es wird kein Peginterferon alfa mehr benötigt, was hinsichtlich der dadurch erzielten Verringerung der Nebenwirkungen begrüßenswert ist. Es konnte schon im Jahr 2016 gezeigt werden, dass es mittels der Fixkombination Ledipasvir und Sofosbuvir möglich ist, eine akute Hepatitis C-Infektion von Patienten mit HCV Genotyp 1a und 1b in sechs Wochen zur Ausheilung zu bringen [4].
Den anfänglichen Befürchtungen der gesetzlichen Krankenkassen, die Ausgaben für HCV-Therapeutika für alle Kassen könnten sich durch die Einführung der neuen DAAs zu fünf Milliarden Euro pro Jahr und damit einem Fünftel der Gesamtarzneimittelausgaben der GKVn summieren [5], steht das Ziel, auch der Bundesregierung, einer nachhaltigen Eindämmung der Hepatitis C entgegen [6]. Die Autoren konnten für das Jahr 2014 bereits zeigen, dass die GKV-Kosten mit 569 Mio. Euro nur rund 10% der prognostizierten Summe betrugen [7].
Um die Entwicklung der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit der Einführung der DAAs zu beleuchten, hat das DAPI eine Auswertung des Absatzes aller HCV-Therapeutika zulasten der GKV und der GKV-Ausgaben im Zeitraum von 2013 bis 2020 durchgeführt (siehe Tabelle). Der Absatz erreichte demzufolge im Jahr 2015 seinen Höchstwert von rund 108 Tsd. Packungen und ging auf rund 27 Tsd. Packungen im Jahr 2020 zurück (siehe Grafik). Die damit verbundenen GKV-Ausgaben reduzierten sich von rund 1,27 Mrd. Euro im Jahr 2015 auf 203 Mio. Euro in 2020 und damit auf etwa 1/6 des Höchstwertes. Angesichts der guten Heilungschancen von über 90 %, bezogen auf das dauerhafte virologische Therapieansprechen [2], hat die Anzahl Patienten, die keine Therapie mehr benötigen, vermutlich zugenommen und die Anzahl neuer Patienten ist mit einer Inzidenz von etwa 7 pro 100.000 Einwohner pro Jahr vergleichsweise gering [8].
Der Absatz der Wirkstoffe Ribavirin und Peginterferon alfa ist im Auswertungszeitraum deutlich zurückgegangen. Teilweise kann dieser Rückgang mit der interferonfreien und vorzugsweise auch ribavirinfreien Therapie in den aktuellen Leitlinien erklärt werden [2]. Der Rückgang war bei Peginterferon alfa nicht ganz so stark ausgeprägt wie bei Ribavirin, was vermutlich daran liegt, dass dieser Wirkstoff im Gegensatz zu Ribavirin auch noch bei anderen Indikationen als der Hepatitis C eingesetzt wird.
1 Lange CM. Modernes Management der Hepatitis C. Med Mo Pharm. 2015; 38:337–44.
2 Sarrazin C, Zimmermann T, Berg T, Hinrichsen H, Mauss S, Wedemeyer H, Zeuzem S. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-C-Virus(HCV)-Infektion. Z Gastroenterol 2020; 58:1110–31.
3 Grammatikos G, Sarrazin C. Neue Therapieansätze bei Hepatitis C. 2012. www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2012/01/neue-therapieansatze-bei-hepatitis-c.html. Accessed 30 Apr 2021.
4 Deterding K, Spinner CD, Schott E, Welzel TM, Gerken G, Klinker H, et al. Ledipasvir plus sofos-buvir fixed-dose combination for 6 weeks in patients with acute hepatitis C virus genotype 1 monoinfection (HepNet Acute HCV IV): an open-label, single-arm, phase 2 study. Lancet Infect Dis. 2017; 17:215–22.
5 Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH. Sofosbuvir: Ein Fünftel des gesamten Arz-neimittelbudgets. 2014. www.pharmazeutische-zeitung.de/2014-08/sofosbuvir-ein-fuenftel-des-gesamten-arzneimittelbudgets/. Accessed 1 Apr 2021.
6 Bundesregierung. BIS 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. 01.04.2021. www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/bis-2030-strategie-zur-eindaemmung-von-hiv-hepatitis-b-und-c-und-anderen-sexuell-uebertragbaren-infektionen-730444. Accessed 1 Apr 2021.
7 Gradl G, Krieg EM, Kieble M, Schulz M. Innovative Hepatitis-C-Arzneimittel: Was der Zusatznut-zen wirklich kostet. Pharmazeutische Zeitung 2015; 160:1928–31.
8 Robert Koch-Institut. Infektionsepidemiologische Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2019. Berlin: Robert Koch-Institut, 2020.