Das Glucocorticoid Triamcinolon war mit 446 Tausend Abrechnungen der am häufigsten in allgemeinen Rezepturen eingesetzte Wirkstoff im Zeitraum April bis September 2023
01.02.2024 Kieble M Gradl G
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Unter Rezepturen werden gemäß Apothekenbetriebsordnung Arzneimittel verstanden, die in der Apotheke im Einzelfall und nicht im Voraus hergestellt werden. Neben parenteralen Rezepturen, die beispielsweise zur Krebstherapie oder zur Behandlung stärkster Schmerzen eingesetzt werden, sind insbesondere die sog. allgemeinen Rezepturen, wie zum Beispiel Salben, Zäpfchen oder Kapseln ein wichtiger Bestandteil des Apothekenalltags. Sie bieten die Möglichkeit, Wirkstoffe in Dosierungen oder Darreichungsformen oder ohne bestimmte Hilfsstoffe zugänglich zu machen, die es in dieser Zusammensetzung nicht als industriell hergestellte Fertigarzneimittel gibt. Auch können Apotheken bei Lieferengpässen von Fertigarzneimitteln durch Herstellung von Rezepturen aushelfen, wie z. B. bei Ibuprofen-Säften [1].
Bei der Abrechnung von allgemeinen Rezepturen in der öffentlichen Apotheke kamen bis 31.12.2023 die Anlagen 1 und 2 des Vertrages über die Preisbildung von Stoffen und Zubereitungen aus Stoffen (Hilfstaxe) zur Anwendung. In diesen waren die Preise vieler Stoffe/Rezeptursubstanzen und Gefäße vereinbart, die für die Preisberechnung einzelner Rezepturbestandteile als Grundlage dienten. Da die Vertragspartner Deutscher Apothekerverband (DAV) und GKV-Spitzenverband sich nicht auf eine Anpassung der Anlagen 1 und 2 der Hilfstaxe einigen konnten, wurden diese seitens des DAV zum 31.12.2023 gekündigt, infolgedessen seither ein „vertragsloser Zustand“ herrscht [2].
Seit Juli 2022 sind Apotheken bei der Abrechnung von allgemeinen Rezepturen via Papierrezept verpflichtet, elektronische Zusatzdaten (Z-Daten) an die Krankenkassen zu übermitteln, welche Informationen zu den Bestandteilen der Rezeptur enthalten. Dem Deutschen Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) stehen die Z-Daten in seiner Datenbank ab dem Abrechnungsmonat April 2023 zur Verfügung. Ab diesem Zeitpunkt sind somit Auswertungen von zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkassen in öffentlichen Apotheken abgerechneten Rezepturen und deren Inhaltsstoffen möglich.
Im Halbjahreszeitraum April bis September 2023 wurden bundesweit insgesamt 2,3 Mio. allgemeine Rezepturen über das Sonderkennzeichen 09999011 abgerechnet. Ein Großteil der in diesen Rezepturen verarbeiteten Substanzen bzw. eingesetzten Gefäße war über die Anlage 1 bzw. 2 der Hilfstaxe geregelt, heißt 79 % der in den Z-Daten abgerechneten Zeilen. Hinzu kamen 5 % Fertigarzneimittel und 16 % nicht über die Hilfstaxe geregelte Substanzen, Kosmetika oder Gefäße.
Eine Auswertung der am häufigsten in den Rezepturen eingesetzten Wirkstoffe, zeigt, dass das Glucocorticoid Triamcinolon ganz vorne lag (446 Tsd. Abrechnungszeilen), gefolgt vom Antimykotikum Clotrimazol (368 Tsd.) und dem Antibiotikum Erythromycin (250 Tsd.). Bei den Salbengrundlagen war die Basiscreme DAC mit 620 Tsd. Abrechnungszeilen mit Abstand die am häufigsten eingesetzte. Als Hilfsstoff wurde mit 210 Tsd. Zeilen besonders häufig Propylenglykol verwendet, welches u. a. als Lösungsvermittler, Penetrationsbeschleuniger oder zum antimikrobiellen Schutz in wasserhaltigen Zubereitungen zum Einsatz kommt [3], gefolgt vom als Anreibemittel eingesetzten Neutralöl (192 Tsd. Zeilen).


[1]  Pharmazeutische Zeitung online. DAC/NRF - Neues FAQ zu Rezepturen bei Lieferengpässen. 12.01.2023. www.pharmazeutische-zeitung.de/neues-faq-zu-rezepturen-bei-lieferengpaessen-137897/ (letzter Zugriff: 12.01.2024)
[2]  Müller A. Abrechnung von Rezepturen – Kassen pochen auf Teilmengen. Pharmazeutische Zeitung online. 27.12.2023. www.pharmazeutische-zeitung.de/kassen-pochen-auf-teilmengen-144482/ (letzter Zugriff: 12.01.2024)
[3]  Deutscher Arzneimittel-Codex Neues Rezeptur-Formularium (DAC/NRF). Rezepturtipp der Woche 34/2016 - Propylenglycol in Rezepturen. dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/fuer-abonnenten/rezepturtipp/rezepturtipps-2016/propylenglycol-in-rezepturen (letzter Zugriff: 12.01.2024)