Im Jahr 2011 erhielten die über 50-jährigen GKV-Versicherten, die 42 % der Gesamtheit der GKV-Versicherten ausmachten [1], 71 % aller verordneten Arzneimittelpackungen.
Das Lebensalter ist ein entscheidender Faktor für die Morbidität und damit den Arzneimittelgebrauch in der Bevölkerung. Die Menge an ärztlich verordneten Arzneimitteln unterscheidet sich abhängig vom Lebensalter deutlich. Anhand der DAPI-Daten wurde die Altersverteilung der Arzneimittelverordnungen des Jahres 2011 im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) näher untersucht (siehe Abbildung 1). Während sich zeigte, dass Kinder unter 15 Jahren mit durchschnittlich 6 Packungen pro Versichertem einen vergleichsweise hohen Arzneimittelgebrauch hatten, stellten Jugendliche und junge Erwachsene die Altersgruppen mit den wenigsten verordneten Arzneimitteln dar (im Mittel 2,5 Packungen bei den 20 bis 24-Jährigen). Im höheren Erwachsenenalter stiegen die Verordnungen mit dem Lebensalter kontinuierlich an und erreichten bei Patienten über 90 Jahren ihr Maximum mit durchschnittlich mehr als 25 Packungen pro GKV-Versichertem. Dabei unterschätzen diese Zahlen basierend auf GKV-Abrechnungsdaten den tatsächlichen Arzneimittelgebrauch, da Selbstmedikation nicht erfasst ist und darüber hinaus viele Arzneimittel nicht zu Lasten der GKV erstattungsfähig sind (beispielsweise Pillenpräparate oder Erkältungsmittel bei Erwachsenen).
Nicht nur die Quantität des Arzneimittelgebrauchs variiert mit dem Lebensalter, sondern auch die Art der verordneten Arzneimittel. Kinder im Alter von 0 bis 9 Jahren bekamen im Jahr 2011 über 43 Millionen Packungen verordnet, wovon allein 41,0 % aus der ATC-Hauptgruppe R (Respirationstrakt) stammten (siehe Abbildung 2). Aus dieser ATC-Hauptgruppe stellt das Rhinologikum Xylometazolin mit 11,0 % aller Packungen den meistverordneten Arzneistoff überhaupt in dieser Altersgruppe dar. Weitere ATC-Hauptgruppen, die bei Kindern bis 9 Jahren häufig verordnet wurden, waren Präparate für das alimentäre System und den Stoffwechsel (ATC-Hauptgruppe A) mit 11,6 %, Antiinfektiva ( J) mit 11,0 %, Präparate für das Muskel- und Skelettsystem (M) mit 10,0 % und Präparate für das Nervensystem (N) mit 8,8 % aller abgegebenen Packungen. Die am häufigsten verordneten Arzneistoffe in diesen Hauptgruppen waren:
ATC-Hauptgruppe | Arzneistoff | Anteil an allen verordneten Packungen in der Altersgruppe |
---|---|---|
A | Vitamin D-Präparate | 4,2 % |
J | Amoxicillin | 2,4 % |
M | Ibuprofen | 9,8 % |
N | Paracetamol | 7,1 % |
Sowohl die Verteilung der Präparate auf die ATC-Hauptgruppen als auch innerhalb der jeweiligen Hauptgruppe ändern sich deutlich mit dem Lebensalter der Versicherten. Exemplarisch wird die Verteilung der über 140 Millionen Verordnungen in der Altersgruppe der 70 bis 79-Jährigen betrachtet (siehe Abbildung 3). Der größte Anteil fiel nun mit 37,2 % in den kardiovaskulären Bereich (ATC-Hauptgruppe C), gefolgt vom alimentären System (A) mit 14,8 %, vom Nervensystem (N) mit 14,6 % und vom Muskel- und Skelettsystem (M) mit 7,5 %. Die meistverordneten Arzneistoffe in den jeweiligen Hauptgruppen waren:
ATC-Hauptgruppe | Arzneistoff | Anteil an allen verordneten Packungen in der Altersgruppe |
---|---|---|
C | Simvastatin | 3,6 % |
A | Pantoprazol | 2,5 % |
N | Metamizol-Natrium | 2,3 % |
M | Diclofenac | 2,1 % |
[1] Bundesministerium für Gesundheit, Statistik über Versicherte gegliedert nach Status, Alter, Wohnort und Kassenart zum 1.Juli 2011, verfügbar unter: http://www.bmg.bund.de/krankenversicherung/zahlen-und-fakten-zur-krankenversicherung.html