In der Wintersaison 2008/2009 sank die Zahl der in öffentlichen Apotheken abgegebenen Moxifloxacin-Packungen um 38 Prozent im Vergleich zur Wintersaison 2007/2008.
Das Antibiotikum Moxifloxacin, ein Gyrase-Hemmer, ist seit 1999 in Deutschland zugelassen zur Behandlung von Atemwegsinfektionen sowie weiteren Infektionen durch entsprechend empfindliche Erreger [1]. Nach Nebenwirkungsmeldungen zu schweren Leberschäden und Hautreaktionen wurde im Februar 2008 ein Rote-Hand-Brief zur Information der Fachkreise versendet [2]. Im Juli 2008 wurde die Anwendung von Moxifloxacin bei Infektionen der Atemwege durch die europäische Zulassungsbehörde EMA eingeschränkt und die Aufnahme entsprechender Warnhinweise in die Produktinformationen veranlasst[3]. Moxifloxacin sollte danach nur noch bei Infektionen der Atemwege eingesetzt werden, wenn andere für diese Indikation empfohlene Antibiotika nicht geeignet sind oder nicht wirksam waren. Im Januar 2009 wurde diese Anwendungsbeschränkung in einem weiteren Rote-Hand-Brief kommuniziert[4]. Das DAPI nahm diese Maßnahmen zum Anlass, der Fragestellung nachzugehen, ob und wie die Instrumentarien zur Risikoabwehr (Rote-Hand-Briefe, Anwendungsbeschränkung) den Gebrauch von Moxifloxacin tatsächlich vermindert haben. Anhand der Anzahl der zu Lasten der GKV in öffentlichen Apotheken in Deutschland abgegebenen Packungen wird ersichtlich, dass die Verordnungen von Moxifloxacin (ATC-Code J01MA14) in der Wintersaison 2008/2009 deutlich abgenommen haben. Während im Zeitraum von Oktober 2007 bis März 2008 noch insgesamt 610.000 Packungen abgegeben wurden, sank die Zahl der Moxafloxacin-Packungen im Zeitraum von Oktober 2008 bis März 2009 auf 380.000 Packungen, was einen Rückgang von 38 Prozent bedeutet [Grafik herunterladen]. Da bei der Verordnung von Antibiotika stets saisonale Schwankungen zu beobachten sind, wurden in der Auswertung auch die Entwicklungen der Verordnungszahlen aller systemisch angewendeten Antibiotika (ATC-Code J01) betrachtet. Weiterhin wurden die Verordnungszahlen wichtiger Einzelsubstanzen ausgewertet, die wie Moxifloxacin zur Behandlung von akuten Atemwegsinfektionen eingesetzt werden oder zu den Gyrase-Hemmern gehören. Weder bei den Verordnungen aller Antibiotika [Grafik herunterladen] noch bei den Substanzen Amoxicillin, Clarithromycin, Doxycyclin, Ciprofloxacin oder Levofloxacin waren sinkende Verordnungszahlen zu beobachten. Es kann festgestellt werden, dass die Verordnungszahlen von Moxifloxacin nach den Rote-Hand-Briefen und den Anwendungsbeschränkungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen haben. Dies deutet darauf hin, dass die von den Behörden und den Arzneimittelkommissionen kommunizierten Maßnahmen zur Risikoabwehr in der Patientenversorgung Wirkung zeigen.
[1] Rote Liste 2000, Rote Liste 2009.
[2] Rote-Hand-Brief vom 11.02.2008
[3] BfArM-Risikoinformation über Anwendungsbeschränkung und zusätzliche Warnhinweise im Juli 2008
[4] Rote-Hand-Brief vom 19.01.2009