(PZ) DAPI auf der 15. Jahrestagung der GAA vertreten
30.01.2009 - Pharm.Ztg. (PZ) 5 / 2009, S. 73-74.

Die 15. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA) fand am 20. und 21. November 2008 in den Räumlichkeiten des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn statt. An zwei Tagen konnten sich die Teilnehmer in Vorträgen und Posterpräsentationen über aktuelle Projekte und Entwicklungen auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgungsforschung und Pharmakoepidemiologie informieren. In diesem Jahr standen die Themen Integration von Primär- und Sekundärdaten, Multimedikation und Multimorbidität, Risk-Management und Pharmakovigilanz sowie Prävention mit Arzneimitteln auf dem Programm.

Nach den Grußworten von Professor Dr. Johannes Löwer, Leiter des Paul-Ehrlich- Instituts und kommissarischer Leiter des BfArM, und der Einführung durch den Ersten Vorsitzenden der GAA, Professor Dr. Sebastian Harder, folgten Vorträge des ersten Themenschwerpunktes. In einem Übersichtsreferat unterstrich Professor Dr. Gerd Glaeske am Beispiel der Versorgungsqualität von Asthmapatienten die Chancen und Grenzen der Integration von Primär- und Sekundärdaten und verwies in diesem Zusammenhang auf den vom Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung ausgearbeiteten Entwurf »Memorandum III: Methoden der Versorgungsforschung «, dessen Ziel es ist, methodische Mindeststandards und Grundprinzipien bei der Durchführung von Versorgungsforschungsstudien aufzuzeigen.

Die nachfolgenden Kurzreferate beschäftigten sich mit einem breiten Indikationsspektrum. Es wurden Studien vorgestellt, die ergänzend zu Sekundärdaten auch Primärdaten in Analysen einbezogen haben, so beispielsweise zur Bestimmung der Prävalenz der Depression bei Typ-2- Diabetikern, Behandlungszufriedenheit unter Insulin glargin (LIVE-DE-Studie), Psychopharmakagebrauch bei Patienten mit erstmaliger Alzheimer-Diagnose. Des Weiteren wurde vom Medizinischen Dienst Mecklenburg-Vorpommern anhand häufig verordneter Antihypertensiva- und Antidiabetikagruppen vorgestellt, inwiefern DDDs (Defined Daily Doses) ungeeignet für die Berechnung von realen Therapiekosten sind, da die tatsächlich verordneten Dosen häufig und in unterschiedlichem Ausmaß von den DDDs abweichen. Besonders interessant war auch das Referat zu Arzneimittelverbrauchsdaten im internationalen Vergleich, einem Projekt der European Drug Utilization Research Group (EuroDURG). Anhand von standardisierten Fragebögen, die europaweit verschickt wurden, konnten ambulante und stationäre Daten sowie eine Übersicht zu nationalen Datenquellen zusammengestellt werden, die in der Zukunft Interessierten zugänglich gemacht werden sollen.

Der Nachmittag stand unter dem Themenschwerpunkt Multimedikation und Multimorbidität. Eine Querschnittsstudie zur Häufigkeit unangemessner Verordnungen aufgrund nicht beachteter Kontraindikationen beleuchtete dieses Problem, insbesondere bei hausärztlich versorgten, älteren multimorbiden Patienten. Neben einer cluster-randomisierten Interventionsstudie, in der unter Verwendung des Softwaretools DOSING (http://www.dosing.de/) eine Erhöhung der Verordnungssicherheit bei chronisch niereninsuffizienten Patienten in der Hausarztpraxis erreicht werden konnte, zeigte ein weiterer Vortrag, dass bei Niereninsuffizienten auf einer Allgemeinstation die Rate unangemessener Dosierungen durch eine entsprechende Weiterbildung des medizinischen Personals und die genannte Software reduziert werden konnte.

Zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages standen die Themen Risk-Management und Pharmakovigilanz im Mittelpunkt. Übersichtsreferaten über die Bedeutung von Pharmakovigilanzzentren und deren Beitrag zur Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in Deutschland folgten thematisch unterschiedliche Beiträge aus den regionalen Zentren. Innerhalb dieses Themenkomplexes referierte Dr. Sittah Czeche vom Verein Deutsches Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) über die Auswirkungen von Risikomeldungen und Marktrücknahmen auf die Verordnung von COX-2-Inhibitoren und nicht-selektiven nicht-steroidalen Antirheumatika (nsNSAR). Fazit des Vortrages war, das sowohl der Vertriebsstopp von Rofecoxib im September 2004 als auch von Valdecoxib im April 2005 einen initial deutlichen Anstieg von nsNSAR, insbesondere Meloxicam, zur Folge hatte. Die derzeit auf dem deutschen Arzneimittelmarkt verfügbaren oralen Coxibe spielen aktuell gegenüber den nsNSAR nur eine untergeordnete Rolle hinsichtlich der Zahl der behandelten Patienten.

Letzter Themenschwerpunkt der Veranstaltung war die Prävention mit Arzneimitteln. Neben der Vorstellung einer Routinedatenanalyse zur Persistenz bei Patienten mit Myokardinfarkt, wonach die höchsten Abbruchraten in der Medikamenteneinnahme zwischen dem ersten und zweiten Jahr nach der Krankenhausentlassung beobachtet worden waren, stießen die Übersichtsreferate zur Priorisierung von Leitlinien in der Geriatrie und bei Patienten mit Multimedikation auf großes Interesse. Hier wurde unter anderem die Überlegung angeregt, individuell lebensqualitätsverbessernde vor lebensverlängernden Maßnahmen zu ergreifen.

Neben den Referaten wurden auch wieder zahlreiche Poster in einer geführten Postersession vorgestellt. Alle Abstracts sind elektronisch im Portal German Medical Science (www.egms.de/dynamic/de/meetings/gaa2008/index.htm) veröffentlicht.