Direkt wirkende antivirale Wirkstoffe machten im Dezember 2014 2/3 der Verordnungen von HCV-Therapeutika aus
14.07.2015 - Berlin Gradl G Krieg EM
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15.07.2015 (DAPI Zahl des Monats Juli 2015) BERLIN. Im Dezember 2014 waren 2/3 der zu Lasten der GKV abgegebenen HCV-Therapeutika direkt wirkende antivirale Wirkstoffe

Die Hepatitis C ist eine durch das Hepatitis C-Virus (HCV) verursachte Entzündung des Leberparenchyms mit hoher Chronifizierungsrate. Die HCV-Therapie konnte im Jahr 2014 durch Einführung gleich mehrerer neuer Arzneimittel erheblich verbessert werden. Das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI) hat anhand von GKV-Abrechnungsdaten untersucht, wie sich der Einsatz der verschiedenen konventionellen und neuen Wirkstoffe in der HCV-Therapie während des Jahres 2014 entwickelt hat [1].
In die Auswertung wurden folgende Wirkstoffe einbezogen:
-    Die konventionellen Substanzen PEG-Interferon alfa und Ribavirin - ein Polymerase-Hemmer -, deren Einsatz als Kombinationstherapie aller HCV-Genotypen Standard war.
-    Die Protease-Inhibitoren Boceprevir (Markteinführung September 2011), Telaprevir (Markteinführung Oktober 2011) und Simeprevir (Markteinführung Juni 2014). Boceprevir und Telaprevir werden gemäß aktueller, von mehreren Fachgesellschaften angepasster Leitlinien nicht mehr als Standardtherapie in Kombinationsregimen bei HCV-Genotyp 1 empfohlen [2]. Die Wirkstoffe kamen zuvor in Kombinationstherapien mit PEG-Interferon alfa und Ribavirin zum Einsatz. Simeprevir hingegen wird in  Kombinationstherapie mit anderen Substanzen zur Therapie für die HCV-Genotypen 1 und 4 empfohlen [2].
-    Der nukleos(t)idische Polymerase (NS5B)-Inhibitor Sofosbuvir (Markteinführung Februar 2014), welcher gemäß Leitlinie in Kombinationstherapie mit anderen Substanzen zur Therapie für alle HCV-Genotypen empfohlen wird [2].
-    Die NS5A-Inhibitoren Daclatasvir (Markteinführung September 2014) und Ledipasvir (Markteinführung Dezember 2014). Auch Daclatasvir wird in Kombinationstherapie mit anderen Substanzen zur Therapie für alle HCV-Genotypen empfohlen [2]. Ledipasvir ist nur in Fixkombination mit Sofosbuvir verfügbar (Harvoni®) [3]. Es wird zur Therapie für die HCV-Genotypen 1, 3, 4 und 6 empfohlen [2].
Mit den in 2014 neu zugelassenen Wirkstoffen Sofosbuvir, Simeprevir, Daclatasvir und Ledipasvir konnten erstmalig Therapieregimes mit Wirkstoffkombinationen eingesetzt werden, bei denen kein Einsatz von PEG-Interferon alfa notwendig ist. Dies ist insbesondere deshalb begrüßenswert, weil unter Interferontherapie  häufig schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten [4]. Eine Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) liegt mittlerweile für alle genannten Wirkstoffe (bei Ledipasvir für die Kombination Ledipasvir/Sofosbuvir) vor [5, 6, 7, 8]. Für Sofosbuvir in Kombination mit Ribavirin wurde unter anderem ein Hinweis für einen beträchtlichen Zusatznutzen für therapienaive Patienten mit HCV-Genotyp 2 festgestellt [5]. Bei Simeprevir ist gemäß Nutzenbewertung des G-BA unter anderem ein Hinweis für einen beträchtlichen Zusatznutzen bei therapienaiven Patienten mit HCV-Genotyp 1 sowie bei therapieerfahrenen HCV-Genotyp 1-Patienten nach Relapse bzw. bei vorherigem Nichtansprechen auf eine Therapie vorhanden, allerdings nur für Kombinationstherapien, die PEG-Interferon alfa mit einschließen [6]. Für Daclatasvir (in Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin) sieht der G-BA einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen bei therapienaiven Patienten mit HCV-Genotyp 4. Ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen ist gemäß G-BA beim Einsatz von Daclatasvir in Kombination mit Sofosbuvir bei der Behandlung therapienaiver Patienten mit HCV-Genotyp 1 ohne Leberzirrhose vorhanden [7]. Die erst Ende Mai 2015 abgeschlossene Nutzenbewertung des G-BA der Wirkstoffkombination Ledipasvir/Sofosbuvir kommt zu dem Schluss, dass bei der Behandlung mit diesen beiden Wirkstoffen Anhaltspunkte für einen beträchtlichen Zusatznutzen bei der Therapie von Patienten mit HCV-Genotyp 1 gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie vorhanden sind – dies trifft sowohl auf therapienaive, als auch therapieerfahrene Patienten, jeweils mit kompensierter Zirrhose oder ohne Zirrhose, zu. Anhaltspunkte für einen geringen bzw. nicht quantifizierbaren Zusatznutzen bei der Kombination Ledipasvir/Sofosbuvir sind zudem gemäß G-BA-Nutzenbewertung bei der Behandlung von Patienten mit HCV-Genotyp 4 sowie bei Patienten mit HCV-Genotyp 1 und HIV-Koinfektion oder dekompensierter Zirrhose vorhanden [8].
Die Abbildung 1 zeigt die Anzahl abgegebener Packungen der genannten HCV-Therapeutika in den einzelnen Monaten des Jahres 2014. In Abbildung 2 kann man verfolgen, wie sich der Anteil an Abgaben direkt antiviral wirkender Arzneistoffe von 12 Prozent im Januar (Boceprevir und Telaprevir) zu 67 Prozent im Dezember (Boceprevir, Telaprevir, Sofosbuvir, Simeprevir, Daclatasvir und Ledipasvir) gegenüber Wirkstoffen der konventionellen Therapie verschoben hat. Dabei fand in Bezug auf die Gesamtzahl abgegebener Packungen seit April 2014 bis zum Jahresende keine Steigerung mehr statt.